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Investoren, die an internationalen Börsen aktiv sind, treffen häufig auf sogenannte ADRs. Doch was genau sind ADRs? Welche Vor- und Nachteile haben sie? Welche Risiken sollten Anleger unbedingt beachten? In diesem ausführlichen Ratgeber erhalten Sie alle Antworten.
Was sind ADRs genau?
ADR steht für American Depositary Receipt und ist ein Zertifikat, das Aktien eines ausländischen Unternehmens an einer US-Börse handelbar macht. Ein ADR repräsentiert eine bestimmte Anzahl von Aktien oder auch nur Aktienbruchstücke des zugrundeliegenden Unternehmens. Wichtige Klarstellung: Ein ADR ist keine echte Aktie, sondern ein Finanzprodukt, das eine Aktie verbrieft.
Entwickelt wurden ADRs ursprünglich, um Investoren in den USA den unkomplizierten Handel mit ausländischen Aktien zu ermöglichen. Heute sind ADRs weltweit populär, besonders bei großen Unternehmen aus Schwellenländern wie China oder Russland, die andernfalls schwer zugänglich wären.
Warum wurden ADRs entwickelt?
ADRs entstanden ursprünglich, um regulatorische oder politische Beschränkungen zu umgehen. Ein prominentes Beispiel hierfür sind chinesische Aktien. Die chinesische Regierung erlaubt es ausländischen Investoren nicht, Aktien bestimmter Branchen direkt zu besitzen, um ihre Kontrolle und Informationspolitik zu wahren. ADRs ermöglichen es dennoch, in diese Unternehmen indirekt zu investieren, ohne dabei direkte Aktionärsrechte zu erlangen.
ADR oder Aktie – Welches ist besser?
Grundsätzlich gilt: Wenn möglich, sollten Anleger direkt in die Originalaktien investieren. Die Vorteile echter Aktien liegen klar auf der Hand:
- Direkte Beteiligung am Unternehmen
- Dividendenanspruch ohne zusätzliche Gebühren
- Aktionärsrechte wie Mitspracherecht auf Hauptversammlungen
Doch ADRs bieten auch entscheidende Vorteile:
- Leichter und schneller Handel an internationalen Börsen (wie NYSE)
- Keine Notwendigkeit, Fremdwährungskonten zu führen
- Zugang zu Unternehmen, deren Aktien sonst schwer zugänglich wären
Risiken und Nachteile von ADRs
Unternehmen können ADRs jederzeit widerrufen
Ein großes Risiko bei ADRs ist, dass das zugrundeliegende Unternehmen jederzeit das Recht hat, ADRs für ungültig zu erklären oder in echte Aktien umzuwandeln. Besonders bei chinesischen Unternehmen ist dies problematisch, da ausländische Anleger keine Berechtigung haben, diese Aktien direkt zu besitzen. Ein solcher Schritt könnte für Anleger den Totalverlust bedeuten.
Emissionsrisiko der ausgebenden Banken
Ein oft übersehenes Risiko bei ADRs ist das sogenannte Emissionsrisiko. Das bedeutet, dass Anleger das Risiko tragen, dass die Bank, welche das ADR ausstellt, in finanzielle Schwierigkeiten gerät oder insolvent wird. ADRs sind kein Sondervermögen, sodass Anleger bei Insolvenz der Bank schlimmstenfalls einen Totalverlust erleiden können.
Währungsrisiken bei ADRs
Da ADRs ausländische Aktien in einer fremden Währung repräsentieren, besteht zusätzlich ein Währungsrisiko. Fällt die Heimatwährung gegenüber dem Dollar oder Euro stark ab, können Anleger trotz positiver Kursentwicklung der Aktie Verluste machen.
Gebühren bei ADRs – Was kostet der Handel?
Im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds sind ADRs relativ günstig, dennoch fallen Gebühren an:
- Verwaltungsgebühr der Bank zwischen 0,01 bis 0,03 USD je ADR jährlich
- Eventuelle Fremdwährungs- und Börsengebühren beim Handel
Diese Gebühren fallen unabhängig vom Kurs an, weshalb niedrigpreisige ADRs finanziell weniger attraktiv sein können.
Praktische Beispiele für populäre ADRs
Einige weltweit bekannte Unternehmen, die über ADRs gehandelt werden:
- Alibaba (China)
- Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (Taiwan)
- Gazprom (Russland)
- Petrobras (Brasilien)
Wann lohnen sich ADRs wirklich?
ADRs lohnen sich vor allem dann, wenn ein direkter Kauf der Originalaktie zu kompliziert oder unmöglich ist. Sie ermöglichen Anlegern den unkomplizierten internationalen Zugang zu interessanten Wachstumsunternehmen. Wichtig bleibt jedoch die umfassende Risikoabwägung und Informationsbeschaffung vor der Investition.
Fazit – ADRs als sinnvolle Ergänzung?
ADRs können durchaus eine attraktive Ergänzung für ein diversifiziertes Portfolio sein. Sie ermöglichen einfachen Zugang zu internationalen Märkten und bieten Flexibilität beim Handel. Dennoch sollten Anleger sich der besonderen Risiken wie Emissions- und Währungsrisiko bewusst sein und sich nicht ausschließlich auf ADRs verlassen, sondern nach Möglichkeit immer auch Direktinvestitionen in Aktien bevorzugen.